Page 37 - Festschrift 2021
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SARS-CoV-2, oder:
Wie ein Virus die (Amateurfußball-)Welt zum Stillstand brachte
Geisterspiele, Spielverschiebungen und die Verlegung einer Fuß-
ball-EM im Profifußball auf der einen Seite, verwaiste Kabinen-
trakte, grün sprießende Fußballplätze und schließlich die Strei-
chung einer kompletten Fußballsaison im Amateursport auf der
anderen Seite – wer hätte solche Entwicklungen im Fußball zum
Jahreswechsel 2019/20 für möglich gehalten?
Die Coronapandemie und ihre Auswirkungen bilden sicherlich die
tiefgreifendste Zäsur in der bundesrepublikanischen Geschichte
nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – sowohl in gesundheit-
licher, politischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht. Nach
Verbreitung des Erregers mit einer Größe von ca. 120-160 Nano-
metern, dem milliardsten Teil eines Meters, werden Anfang 2020
die ersten Fälle in Deutschland gemeldet. Infolge der raschen
Verbreitung des Virus in einer ersten Welle werden im März 2020
zunächst Schulen und Kitas geschlossen, etwas später folgt die
Entscheidung der bayerischen Landesregierung, Sport- und Spielplätze ebenfalls zu schließen. Im
Juni desselben Jahres erklärt der Bayerische Fußballverband die Streichung der kompletten Saison
2020/21. Im Frühsommer öffnen Schulen und Kitas unter strengen Auflagen wieder schrittweise,
und im Sommer werden wieder zaghafte Versuche unternommen, den Amateursport schrittweise
hochzufahren – flankiert durch strikte Hygienekonzepte. Doch all diese Maßnahmen können einen
erneuten und mehrmonatigen Lockdown ab Mitte Dezember 2020 nicht verhindern, und erneut
beginnt eine lange Phase, in der Kontaktsport nicht mehr möglich ist.
Die Digitalisierung zeigt sich im Bereich der Arbeitswelt, der Schulen und auch des Amateursports
– Videokonferenzen halten in Büros und im Distanzunterricht Einzug, und auch im Amateurfuß-
ball finden zahlreiche Trainingseinheiten mithilfe digitaler Konferenztools statt und ermöglichen,
wenngleich in schwächerer Form, das Weiterleben eines Mannschaftsgefühls unter den Trainie-
renden. Diesen Entwicklungen folgt auch die Schiedsrichtergruppe Kulmbach. Nachdem infolge
der Kontaktbeschränkungen bereits das 100-jährige Jubiläum der Schiedrichtergruppe Kulmbach
im Oktober 2020 um ein Jahr verschoben werden musste, war es auf längere Sicht nicht möglich,
Lehrabende in Präsenzform abzuhalten. In regelmäßigen Abständen fanden die Lehrabende der
Schiedsrichtergruppe daher online statt und erfreuten sich einer größer werdenden Akzeptanz. Die-
se Konferenzen leisten neben der Vermittlung von inhaltlichen Aspekten auch einen ganz wichtigen
Beitrag zur Identitätsstiftung der Schiedsrichtergruppe als Ersatz für die fehlenden persönlichen
Begegnungen infolge der Kontaktbeschränkungen.
Nach dem Ende der dritten Pandemiewelle im Frühjahr 2021 wurden zahlreiche Beschränkungen
aufgehoben, die ein Hochfahren des Amateurfußballs wieder ermöglichten. Die Saison 2021/22
begann im Sommer, und auch Zuschauer sind wieder zu den Spielen zugelassen. Die Schiedsrich-
tergruppe Kulmbach trifft sich wieder regelmäßig zu ihren Lehrabenden in Präsenzform.
Es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass sich der Amateursport nun wieder ohne größere Ein-
schränkungen entwickeln kann, und dass gerade im ländlichen Raum keine allzu großen dauerhaf-
ten Einschnitte im Vereinsleben zu verzeichnen sind. Dies gilt vor allem für das wichtige Aktionsfeld
der Nachwuchsgewinnung in den Fußballvereinen und den Schiedsrichtergruppen.
Carten Renner
Schriftführer SRVGG Kulmbach
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