Page 39 - Festschrift 2021
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Erwähnenswert ist zum Spiel Gostenhof Nürn- lein, die Kirchenmänner Dekan Hans Wich und
          berg gegen Kickers Würzberg 1:0 im Januar 1951  Kaplan Boretzki,  die Radballweltmeister  Willi
          eine Bemerkung des Reporters: “…….SR Fiedler,  und Rudi Pensel, sowie ATS-Fussballer, verstärkt
          Kulmbach war dem Spiel ein aufmerksamer und  mit Jumbo Zeitler und Paul Guhl aus Bayreuth.
          zugleich großzügiger Leiter, der das Treffen der  Der FC Schmiere gewann deutlich mit 7:2.
          beiden Kampfmannschaften laufen ließ, sodaß
          es für die zahlreichen Zuschauer zu einem Ge- Der Zeitungsbericht  hat einen nicht  erwähnt:
          nuß wurde…….“. Oder im September 1951 beim  den Schiedsrichter. Man muss dies positiv se-
          Spiel  TSV Schwabach 04 gegen  1.FC Amberg  hen, denn dieser Mann in Schwarz leitete  das
          5:1: „……..SR Fiedler  erwies sich  als ein ausge- Spiel  wie gewohnt zuverlässig  ,  gekonnt  und
          zeichneter Pfeifenmann, der sich das Spiel nicht  routiniert, ohne sich in den Vordergrund zu stel-
          aus der Hand nehmen ließ und das Odium der  len – eben Christian Fiedler.
          Unpopularität mutig auf sich nahm….!“ Und das
          geschrieben vom Amberger-Sulzbacher  Sport-
          spiegel!!  In  diesem Zusammenhang darf ich
          feststellen, dass in allen mir vorliegenden Pres-
          seberichten  keine negative oder gar bösartige
          Beurteilung auftaucht. Aber auch zum Schmun-
          zeln taugt nachfolgende Pressemeldung im Ja-
          nuar  1956:  beim  Spiel  Spvgg  Bayreuth  –  BSG
          Mitterteich  fiel  SR  Fiedler  seine  Pfeife  in  den
          Schnee. Vergeblich beteiligten sich alle Spieler
          und  er  an der  Suche. Fiedler hatte Pech, das
          kostbare  „Instrument“  blieb  unauffindbar.  Aber
          auch mit einer Ersatz-Pfeife leitete er schließlich
          die Partie korrekt bis zum Schlusspfiff.
                                                              Mit diesem Spiel ( ca. 1500 insgesamt) hat er
          Sein letztes Landesligaspiel FC Sand – SV Veits- seine aktive Laufbahn, die von 1924 – 1971 dau-
          höchheim 1:1 leitete er am 4.Oktober 1964, also  erte, gekrönt.
          1 Woche vor seinem 60.Geburtstag. Von diesem
          Zeitpunkt an trat er nur noch in den unteren Klas- Christian  Fiedler wollte aber nicht  nur  pfeifen,
          sen an. Hochrangige Freundschaftsspiele aber  sondern auch mitwirken, dass geordnete Abläu-
          teilte er sich auch gerne  noch zu. Unter  einer  fe und Richtlinien im Schiedsrichterwesen fest-
          Vielzahl  interessanter  Partien, darunter Mann- gelegt und eingehalten wurden.
          schaften wie den HSV, 1860 München, AC Inns-
          bruck, Admira Wien, Wiener AC und viele mehr,  Seine integrer Charakter  und  seine Erfahrung
          will ich nur eine hervorheben:                      befähigten ihn mit Unterbrechungen durch den
          FC Schmiere gegen eine Kulmbacher Prominen- Wehrdienst  und  die Nachkriegswirren  fast  40
          tenauswahl am 16.Mai 1971: Der FC Schmiere,  Jahre die Funktionärsämter auszuüben.
          eine Hobbyelf, gegründet von dem unvergesse-
          nen  Sportreporter  Sammy  Drechsel,  hatte  be- Dabei halfen ihm seine Gewissenhaftigkeit , Ob-
          rühmte Spieler wie die 54er Weltmeister Helmut  jektivät und sein Durchsetzungsvermögen.
          Rahn, Werner Liebrich, Karl Mai und Torwart Toni
          Turek, dazu die Mitglieder der Münchner Lach-  Diese Eigenschaften waren auch sehr erforder-
          und Schießgesellschaft Jürgen Scheller, Jürgen  lich, denn beim Neubeginn ab 1946 herrschte
          Jüssel und eben Drechsel aufgeboten. Die Kulm- auf den Sportplätzen  im Stadt- und Landkreis
          bacher scheuten keine Mühe und konnten unter  eine heute kaum vorstellbare Aggressivität und
          anderen mit folgenden Akteuren aufwarten: OB  Brutalität,  die die Schiedsrichter  mehrfach zu
          Dr.Stammberger,  MdL Herbert  Hofmann,  die  Spielabbrüchen  zwangen. Auch von tätlichen
          Stadträte Dr.Wolfgang Protzner, Heiner Steng-       Angriffen , davon allein 6 im Januar 1948 wird




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